Was kochen wir heute?

Im Stadt-Land-Kindergarten kochen die Kinder zusammen mit ihren Erzieherinnen das Mittagessen selbst

emn. „Mama, wir haben heute Gemüsetaler gegessen. Die haben gut geschmeckt!“ Mit solchen Äußerungen werden so manche Mütter seit rund zwei Monaten überrascht. Das Kind, das sonst nie Gemüse isst – im Kindergarten schmeckt es auf einmal ganz lecker.

Seit September 2009 hat der Stadt-Land-Kindergarten seine Öffnungszeiten verlängert. Von Montag bis Donnerstag können die Kinder bis 15.30 Uhr bleiben. Da braucht man natürlich ein Mittagessen. Für die Leiterin Elisabeth Suntinger und ihre Stellvertreterin Margit Lübeck stand von Anfang an fest, dass das Essen selbst gekocht werden sollte. Denn auf gesunde, frisch zubereitete Kost wird im Stadt-Land-Kindergarten Wert gelegt. So scharen sich jetzt jeden Mittag sechs bis acht Kinder um Isabella Speckter, Erzieherin und begeisterte Köchin. Ganz ernsthaft wird das Menü durchgesprochen, Anleitung für die Zubereitung gegeben und jedem Kind eine Aufgabe zugeteilt. Die dabei entstehenden Gespräche sind oft so faszinierend, dass Elisabeth Suntinger, die nebenan mit den anderen Kindern spielt, mit Freude zuhört. Was gibt es da nicht alles an neuen, den Kindern unbekannten Gerichten. Isabella Speckter, selbst Österreicherin, kocht gerne österreichische Küche, z.B. Kaiserschmarrn: „Ein echt österreichisches Essen, Kinder!“. Hmm, das wird gleich ins feste Repertoire übernommen. Oder aus Italien: Lasagne aus selbst gemachten Teigplatten. Kartoffelbrei wird aus Kartoffeln gemacht? Für einige ist das eine neue Erkenntnis. Das Gemüse wird zum Großteil auf dem angrenzenden Acker der Familien Bilke und Möller-Nehring zusammen mit den Kindergartenkindern angebaut und geerntet. Frische Karotten aus dem Garten, Tomaten vom Strauch, Zucchini, Zwiebeln, Kartoffeln. Das schmeckt. „Was sind das für grüne Kügel­chen?“ „Erbsen!“ Selbst aus den Schoten herausgelöst. Der Gemüsegarten, der zum naturnahen Konzept gehört, kann so mit in die gesunde Ernährung der Kinder einbezogen werden.

Um all das zu ermöglichen, musste in den Sommerferien eine neue, kindgerechte Küche eingebaut werden. Die Finanzierung dieses nicht billigen Unterfangens wurde mit Hilfe zahlreicher Spenden unterstützt. So leistete die Stadt Erlangen einen frei­willigen Beitrag, die Bürgerstiftung, die Sparkasse, Siemens und private Sponsoren halfen mit. Vor allem aber auch die Eltern engagierten sich tatkräftig und bastelten in der Vorweihnachtszeit für den Adventsbasar, dessen Erlös der Küchenfinanzierung zukommt. In der neuen Küche wird auch die Weihnachtsbäckerei stattfinden, bei der alle Kinder gerne mithelfen. Zu allem, was die Kinder schon am Vormittag für sich und ihr Leben erfahren, entdecken und lernen, lernen sie beim Mittagessenkochen ganz nebenbei, dass sie einen Beitrag für die Gemeinschaft leisten, der unverzichtbar ist, sie lernen zusammen zu arbeiten, sich anleiten zu lassen, erfahren, was gesund ist, wie man den Tisch deckt und dass Essen mehr als Nahrungsaufnahme ist – nämlich ein soziales Geschehen. Und das alles mit einer großen Freude und Genugtuung (jedenfalls wird viel gelacht und vergnügt gefuttert).

 

Und weil auch andere die leckeren Speisen kochen können sollen, wurden alle Rezepte gesammelt und von den Eltern zusammen mit den Lieblingsrezepten der Kinder zu einem kleinen Kochbuch zusammengestellt. Wer möchte, kann es im Kindergarten erwerben und damit helfen, die Küche zu finanzieren.

PS: Über weitere Spenden für die Küche freuen wir uns sehr. Bank­verbindung: Stadt-und Kreis­spar­kasse Erlangen, Konto 97 408, BLZ 763 500 00. Spenden­bescheinigungen werden unaufgefordert zugeschickt.

Quelle: Für die Familie, Infobrief 9, Dezember 2009